Die archäologischen Forschungen zur Urgeschichte können immer wieder mit unerwarteten Überraschungen aufwarten! So konnte bei der Präsentation des neuen Buches zum Gräberfeld „Hollabrunn, An der Aspersdorferstraße“ am 9. September 2022 das erste Brandschüttungsgrab von 1991 bei den abschließenden geomagnetischen Messungen als reichhaltiges Hügelgrab aus der Hallstattzeit (um 600 v.Chr.) nachgewiesen werden.
Doch der Reihe nach: Es hat 1991/92 mit drei einzelnen Notgrabungen durch die Archälogische Abteilung unter der Leitung von Mag. Gerhard Hasenhündl vom Hollabrunner Museumsverein begonnen. In den Folgejahren wurde es mit der Unterstützung des BDA (Bundesdenkmalamtes) und der Stadtgemeinde Hollabrunn zu einer systematischen Ausgrabung des ältesten Begräbnisplatzes/Friedhofs am Nordrand von Hollabrunn.
Neben gehäuften Urnen- und Brandschüttungsgräbern aus der Urnenfelder- (um 1250 v.) und der Hallstattzeit (um 600 v.) wurden auch ein mittelbronzezeitliches Körpergrab (1500 v.) und ein frühkeltisches Urnengrab (450 v.) geborgen. Die Tatsache, dass auf diesem Geländerücken über einen Zeitraum von 1000 Jahren (!) Bestattungen vorgenommen worden sind, veranlasste den Landesarchäologen Dr. Ernst Lauermann mit Unterstützung von Mag. Dr. Volker Lindinger (ARDIG) eine neue, umfangreiche Untersuchung in Form von umfassenden Ausgrabungen und mit geomagnetischen Messungen durchzuführen. Dabei konnte das urnenfelderzeitliche Gräberfeld abgegrenzt und zur großen Überraschung ein vollkommen unbekannter Hügelgräberbereich mit den Resten von insgesamt 27 verschieden großen Grabhügeln aus der Hallstattzeit nachgewiesen werden.
Rund 100 Gäste bei Buchpräsentation
Erst danach ging der langersehnte Wunsch von Gerhard Hasenhündl, die schönen Funde auch wissenschaftlich zu bearbeiten und in einem Buch zu veröffentlichen, in Erfüllung. So hat es bis in das Jahr 2022 gedauert, bis unter der Leitung des amtierenden Leiters der Landesarchäologie, Dr. Franz Pieler, der neueste Band der Archäologischen Forschungen in NÖ (AFNÖ/Neue Folge, Bd.9) herausgegeben und in der Alten Hofmühle am 9. September vor einem vollen Haus präsentiert werden konnte. Rund 100 Gäste hatten sich eingefunden.
Gestaltete sich der Vortrag von G. Hasenhündl mehr als nostalgisches Blättern in einem familiären Bilderbuch für alle freiwilligen Helfer und Unterstützer, so zeigten Lauermann und Lindinger hochwissenschaftlich die Ergebnisse und Neuheiten, die aus dem Fundgut herauszulesen sind, in einer spannenden Präsentation auf. Trotz einer gewissen Länge (Obmann Ing. Klaus Altmann und Vizebürgermeister Kornelius Schneider begrüßten die große Schar) kam keine Langweile auf. Im Gegenteil! Im Anschluss daran setzte ein Sturm auf den Büchertisch ein, die Führung durch die Ausstellung musste dreimal gehalten werden und viele Fragen konnten erst im Anschluss daran bei einer kleinen Stärkung beantwortet werden.
Das reichhaltige Buffet mit belegten Brötchen (Fam. Mayer) und ausgezeichneten Weinen ließ die Buchpräsentation zu einem wahren Fest für alle Freunde unseres Museums Alte Hofmühle werden.
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